Im „Gummibärenland“
Den halben Tag zuvor waren wir auf dem Hundeplatz.
Haben andere trainiert, aber auch mit den eigenen Hunden noch etwas machen können.
Anschließend hatten wir noch Lust auf eine kleinere Wanderung über die benachbarten Felder.
So ging es in den Innovationspark Rheinland, wo sich auch die Unternehmenszentrale des allseits und über 100 Jahre alten Süßwaren-Produzenten HARIBO befindet.
Für den Rest des Textes: Nein, wir erhalten keine Provision oder ähnliches. Wir sind aus eigenem Anlaß wieder einmal in der Gegend unterwegs gewesen.
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Wir beschließen auf dieser Rundwanderung, die uns teils auf asphaltiertem Weg, teils auf Schotter aber auch auf Wiesenwegen führt, drei „Besonderheiten“ auf dem Weg mitzunehmen.
Die erste Besonderheit ist daher die Fritzdorfer Windmühle.
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Im Jahr 1842 wurde die Windmühle als dreistöckige steinerne Turmwindmühle (Turmholländer) errichtet. Das Baumaterial, Basalt, Grauwacke und Ziegelsteine, stammte aus der Ruine der verfallenen Burg Sommersberg. Die Mühle besaß eine über einen Steert drehbare Haube, darunter zwei Mahlgänge (Mahlboden), die das Mahlen von Getreide und Schälen von Gerste erlaubte. Im Stockwerk zwischen Erdgeschoss (Müllerwohnung) und Mahlwerk wurde das Getreide gelagert. Erbauer war ein westfälischer Müllergeselle namens Julius Robrecht aus Würgassen (Kreis Höxter), der auf seiner Walz nach Fritzdorf gekommen war und als erster Müller der neugebauten Mühle sich dort niederließ. Später errichtete er nach der Heirat mit einer Fritzdorferin 1839/40 neben der Mühle, zu der noch etwas Land gehörte, ein Wohnhaus mit Scheune und Stallungen, dazu ein Backhaus und grub einen ca. 27 m tiefen Brunnen. Im Erdgeschoss, in der ehemaligen Müllerwohnung, wurde nun aus Raps Öl geschlagen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritzdorfer_Windm%C3%BChle—–
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Um 1870 übernahm Josef Robrecht, einer der Söhne von Julius Robrecht, die Mühle, aber die ertragreichen Jahre gingen zu Ende. Die windabhängige Mühle war nicht mehr wirtschaftlich genug, um mit den neu errichteten Wassermühlen an der Ahr Schritt zu halten. So musste die Mühle 1895 stillgelegt werden – im selben Jahr starb auch Julius Robrecht im Alter von 84 Jahren. 1899 ging die Mühle in den Besitz des Rendanten der Pfarrgemeinde über, der Müller verarmte. 1907 wurden Meckenheim mit den Gemeinden Altendorf, Ersdorf und Lüftelberg Eigentümerin der alten Mühle und nahm den Mahlbetrieb noch einmal für zwei Jahre auf. Bereits um die Jahrhundertwende befand sich die Haube in einem desolaten Zustand. 1909 erfolgte dann die endgültige Stilllegung und die Niederlegung sämtlicher Nebengebäude. Das Mühleninventar wurde veräußert. Das Flügelkreuz, das sich noch über Jahre im Wind drehte, und die Haube verfielen mit der Zeit.
1978 wurde der Mühlenturm zu dessen Erhalt und Aufhalten seines stetigen Verfalls renoviert. In erster Linie wurde der obere Mauerkranz instand gesetzt, ein flaches Kegeldach aufgesetzt und die Treppen und Böden erneuert. Die erfolgreich abgeschlossene Renovierung wurde am 2. und 3. September 1978 mit einem Volksfest an der Windmühle begangen. Wenn auch der frühere Mühlencharakter durch Fehlen der Haube mit Flügelkreuz nicht mehr gewahrt wurde, konnte doch der Erhalt des seinerzeit 136 Jahre alten Turmgebäudes gewährleistet werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritzdorfer_Windm%C3%BChle
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In Höhe der ehemaligen Mühle geht es jetzt für eine längere Wegstrecke geradeaus.
In der Ferne ist sogar – bei gutem Wetter – der Bergfried der Tomburg bei Wormersdorf zu erkennen.
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Ja. Das muss man mögen: gerade Wege, flaches Land, Strommasten etc.
Aber zum „entschleunigen“ für uns geeignet.
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Irgendwie passt es aber heute besonders: die Wolken, die gelben Rapsfelder …
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Ein weiterer Wegpunkt ist auch alsbald erreicht:
Das „Fluggelände“ des Modell-Flug-Clubs Landskrone e. V..
Zum Zeitpunkt unserer Rundwanderung waren keine Aktivitäten zu sehen.
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Mit einem Schlenker geht es auf den vorletzten Wegpunkt zu: dem „Bölinger Kapellchen„, auch Feldkapelle Willems genannt.
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Hardy Prothmann fand im Kirchenbuch Adendorf den Hinweis, dass die Verblichene „per infortinatum terribilis morti submissa sepulta est“, durch ein Unglück eines schrecklichen Todes demütig starb.
Und Pfarrer Peter Schug aus Ringen hielt in seiner Dekanatsgeschichte fest, die Familie Willems aus Adendorf, deren Mutter durch Scheuwerden eines Pferdes ihr Leben eingebüßt hatte, habe 1857 „ein Heiligenhäuschen nahe bei Ringen“ erbaut.
Vom vorangegangenen tötlichen Unfall wird mündlich überliefert, der Ehemann der Verstorbenen, ein Küfer, habe Fässer geladen, mit denen er von der Eckendorfer Heide hinunter zur Ahr wollte. In einer Wegbiegung seien die Fässer vom Wagen gerollt und die Frau sei gestürzt. Tatsächlich ist auf alten Karten diese scharfe Kurve genau zu erkennen.
https://www.aw-wiki.de/index.php/Feldkapellchen_B%C3%B6lingen—–
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Im Februar 2019 berichtete der General-Anzeiger (GA), Hans Guido Riegel, geschäftsführender Gesellschafter der HARIBO GmbH & Co. KG Ringen, habe die kleine Feldkapelle am Rande des Firmengeländes von HARIBO gekauft. Vorher gehörte sie der Pfarreiengemeinschaft Ringen. Nachkommen der Erbauerfamilie waren nicht mehr auszumachen. Riegel trat damit die Nachfolge ehrenamtlicher Helfer an, die sich viele Jahre um die Kapelle gekümmert hatten.
Herbert Glath aus Ringen etwa hatte viel Zeit investiert, um das Kapellchen in einem guten Zustand zu erhalten. Zuletzt allerdings befand sich das Kapellchen jedoch in einem maroden Zustand: Der Farbanstrich bröckelte, das Dach war beschädigt.
Der neue Eigentümer lasse sie die kleine Andachtsstätte nun von Handwerkern aus der Umgebung überholen und pflegen. Mittlerweile seien keine Nachkommen der Familie mehr auffindbar, hieß es in einer Mitteilung von HARIBO.
Die Kapelle solle „der Allgemeinheit zugänglich bleiben und die Möglichkeit bieten, einen Moment zu verweilen und einen Blick über die Grafschaft schweifen zu lassen“, wie der GA berichtete. „Gedenkstätten sind wichtige Orte der Erinnerung, die bewahrt und gepflegt werden müssen“, sagte Riegel, „aber auch die Pflege des ländlichen Raumes und die Erhaltung der Möglichkeit für Spaziergänger, weiterhin die Kapelle besuchen zu können, ist mir persönlich ein großes Anliegen.“
https://www.aw-wiki.de/index.php/Feldkapellchen_B%C3%B6lingen
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Wir sind nun am Gelände von HARIBO angekommen.
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Nachfolgende Informationen sind der Webseite des Unternehmens entnommen und können dort in Gänze nachgelesen werden: https://www.haribo.com/de-de/ueber-uns/geschichte
Hier nur eine kleine Auswahl, da es sonst den Rahmen dieses privaten BLOGs sprengen würde.
- 1920: HARIBO wird in Bonn durch Hans Riegel gegründet (HAns RIegel BOnn)
- 1922: der „Tanzbär“ erblickt das Licht der Welt
- 1925: Beginn der Herstellung von Lakritzprodukten
- 1960: der „Goldbär“ erblickt das Licht der Welt
- 2018: HARIBO verlegt den Sitz von Bonn in die Grafschaft
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Ich erinnere mich noch gut an den alten Firmensitz in Bonn.
Die LKW-Fahrer mussten hier zeigen, was sie drauf hatten.
Ein Onkel väterlicherseits fuhr – als ich noch „klein“ war für HARIBO mit dem LKW – ich meine Gelantine – aus den benachbarten Länder ein. So habe ich es zumindest in Erinnerung.
Mit dabei: immer ein paar Kartons Süßigkeiten für die Zöllner; zur „Versüßung der Wartezeit“.
Als „Pimpf“ durfte ich schon einmal mitfahren und habe auch im Fahrerhaus genächtigt.
Für mich eine schöne Erinnerung.
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Als Ur-Bonner begleitete mich irgendwie das Unternehmen immer wieder auf einzelnen Pfaden meines Lebens.
Und sei es auch „nur“, dass ich später immer wieder mit Kollegen im „Badminton-Center Bonn–Kessenich“ (eher bekannt als Hans-Riegel-Halle) Sport betrieben habe.
Interessant hierbei: diese Badminton-Halle wurde 1953 als erste Badminton-Halle überhaupt in Deutschland von Hans Riegel gebaut.
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Während wir so um das große Firmengelände laufen, habe ich „tausend“ Einfälle, wie man hier einen entsprechenden – firmenbezogenen – Rundweg für Jung und Alt installieren könnte.
Eindrücke und Anregungen hierzu haben wir ja bei bei inzwischen fast 1.000 Wanderungen aufnehmen können.
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Übrigens: an unserem Rundweg befindet sich auch ein Lagerverkauf.
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Bilder von früheren Wanderungen in diesem Bereich:
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Track, Übersicht etc.: